Green Wedding - Nachhaltig Heiraten: 17 Tipps

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17 Tipps für die Planung einer nachhaltigen Hochzeit

Nachhaltigkeit als Trendthema bei Hochzeiten
Nachhaltigkeit als Trendthema bei Hochzeiten

Nachhaltigkeit ist DAS Trendthema bei Hochzeiten

 

Dass eine große Feier wie eine Hochzeit in verhältnismäßig kurzer Zeit Unmengen an Ressourcen und Energie verbraucht, ist uns allen eigentlich klar – nur ganz ehrlich? Ich bin Hochzeitsfotograf aus Frankfurt und habe vor einem Jahr auch nicht daran gedacht auf die Nachhaltigkeit und Ökobilanz unserer Hochzeit zu achten, als ich meine Frau geheiratet habe. Aber hey! Vielleicht kann ich ja zumindest jetzt mit diesem Blogartikel ein klein wenig dazu beitragen, dass das Thema Nachhaltigkeit bei Hochzeiten ein Stückchen weiter in den Fokus rückt!

 

Also habe ich mal für euch recherchiert und dazu auch befreundete Hochzeitsdienstleister aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet um ihren Rat gefragt. Fotografen, Planer, Stylisten und Co sind schließlich auf vielen Feiern unterwegs und bekommen viele Ideen anderer Paare mit! Und das hier sind meine Tipps für eine grüne Hochzeit:

 

 

1. Auf die richtige Jahreszeit kommt es an

 

Im Sommer braucht ihr weniger Heizung und Licht als im Winter, dafür aber unter Umständen mehr Klimaanlage. Miein Tipp: Im Frühling oder Herbst heiraten. Als Hochzeitsfotograf rate ich dazu, nicht mitten in der Sommerhitze, sondern lieber im Frühling oder Herbst zu heiraten. Das Licht ist viel schöner zum Fotografieren und man schwitzt nicht so wie an einem knallheißen Hochsommertag.

 

2. Darf's ein bisschen weniger sein?

 

Natürlich ist es nie schön, liebe Menschen von der Gästeliste streichen zu müssen. Aber genauso, wie jeder einzelne Gast nun einmal Geld kostet, verbraucht auch jeder einzelne Energie und verursacht Müll. Wenn deine Hochzeit also grün und nachhaltig sein soll, feiert im kleinen Rahmen. Ich habe auch schon Brautpaare in Frankfurt fotografiert, die einfach nur zu zweit "Ja" gesagt haben, andere Brautpaare beschränken die Gästeliste auf Leute, die ihnen wirklich nahestehen - und streichen Onkel Heinz alias "Zuletzt-bei-der-eigenen-Taufe-gesehen" ohne mit der Wimper zu zucken von der Liste.

 

3. Der Ort des Geschehens

 

Ist die Hochzeitslocation leicht erreichbar? Oder müssen erst alle stundenlang mit dem Auto in die Pampa gurken, dort ein Boot besteigen, anschließend in eine Gondel klettern und dann mit der Pistenraupe einzeln zur abgelegenen Alm transportiert werden? Ok, ich übertreibe ein bisschen, aber ihr wisst schon, was ich damit sagen will… Die Location sollte für alle leicht zu erreichen und die Fahrten zwischen Standesamt, Kirche und Feierort kurz sein, um Benzin und Energie zu sparen.

 

 

brautpaar mit altem fahrrad auf dem rasen
Statt Oldtimer oder Kutsche mal mit dem Fahrrad zur Hochzeit? Originell ist es auf jeden Fall.

4. Papierkram

 

Save-the-Date, Einladungskarte, Kirchenheft, Tischnummer, Menükarte, Namenskärtchen, Dankeskarte – die Möglichkeiten für schöne Papeterie sind schier unendlich. So sehr ich Papeterie liebe, Fakt ist leider auch, dass die Herstellung von Papier viel Wasser verbraucht, der Betrieb der Druckerei Strom und der Transport der Briefe per Bahn, Lkw oder Postauto auch nicht nur mit Rückenwind funktioniert. Eine grüne Papeterie-Alternative, wenn auch deutlich unromantischer, dafür aber nachhaltiger: E-Mail statt Save the Date, elektronische Einladungs- und Dankeskarte, keine Sitzordnung und damit keine Tischnummern und Namenskärtchen.

 

5. Liebe geht durch den Magen: Fleisch und Fisch

 

Mit der Gästezahl hängt auch die Masse des Essens zusammen, logisch. Wenn ihr nachhaltig Hochzeit feiern und nicht auf Fleisch und Fisch verzichten wollt, dann muss es für viele mindestens Bio sein, besser noch Fleisch oder Fisch aus ökologisch zertifizierter Haltung. Allerdings bin ich der Meinung, dass manches Rind oder Schwein vielleicht beim Otto-Normal-Landwirt besser gehalten wird, als das Bio-Rind aus Südost-Buxtehude. Für mich ist daher nicht (nur) das Bio-Zertifikat ausschlaggebend, sondern vor allem wie das Tier gehalten und zum Schlachter transportiert wurde. Das Beste wäre natürlich der Öko-Landwirt um die Ecke!

 

6. Lieber Menü oder Buffet - und was ist mit den Getränken?

 

Die Wiesbadener Hochzeitsplanerin Melanie Quint beschäftigt sich auch privat sehr intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Ihre Tipps zum Thema nachhaltiges Essen: „Wählt lokale und saisonale Zutaten aus nachhaltiger Landwirtschaft oder von Bio-Betrieben aus. Getränke sollten nur aus (ohnehin dekorativeren) Gastro-Glasflaschen kommen und nicht aus PET-Flaschen. Ein Menü ist nachhaltiger als ein Buffet, weil die Portionen abgezählt sind und nicht zu viel produziert und am Ende weggeworfen wird.“

 

 

hochzeitsbogen mit blumenschmuck
Verwendet natürliche oder Second-Hand Hochzeitsdeko

 

7. Vielen Dank für die Blumen

 

Ja, ich liebe Blumen. Ich habe sogar mal Orchideen gezüchtet. Und ja, ich liebe tolle Floristik und liebevolle Blumendekos auf Hochzeiten. Umso mehr schmerzt es mich, das jetzt zu sagen, aber nachhaltig sind Blumen leider nicht. Denn damit sie wachsen können, braucht’s Wasser, Düngemittel und im Fall von Exoten wie der weißen Rose manchmal auch noch einen Flug um die halbe Welt. Und eine Hochzeit ohne Blumen?! Geht gar nicht. Aber: Eine Hochzeit mit viel Grün aus dem eigenen Garten oder dem von Freunden, mit Grün, das dort ohnehin wächst. Vielleicht gar mit „Unkraut“ – es gibt wunderschönes Unkraut, das blüht! Mein Garten ist im Sommer voll davon! Oder ihr pflanzt einfach rechtzeitig in Omas altem Steingut Kräuter an.

 

8. Rent a Deko - leihen statt kaufen

 

Rosetten, Luftballons, Teile der Papeterie, Blumen, Vasen, Servietten – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Denn die Deko nimmt bei vielen Hochzeiten einen großen Teil der Ressourcen ein. Entsprechend umfangreich sind auch meine Tipps für eine nachhaltige Hochzeitsdeko:

 

Leihen ist meistens nachhaltiger als kaufen, weil die Sachen mehrfach genutzt werden. Wenn ihr etwas kauft, könnt ihr es hinterher wieder verkaufen, so dass die Sachen ein weiteres Mal zum Einsatz kommen und ihr spart auch noch Geld.

 

Selbstgemachtes – ist oft ökologischer, weil die Sachen nicht in aufwändigen industriellen Verfahren hergestellt werden.

 

Viele Floristen bieten beispielsweise den Verleih von Vasen und Kerzenständern an, aber auch einige andere Dienstleister wie haben sich auf den nachhaltigen Dekoverleih spezialisiert.

 

9. Nochmal Deko - verschenken statt entsorgen

 

Die Wiesbadener Hochzeitsplanerin Hochzeitsplanerin Melanie Quint empfiehlt Tischdeko zum Verschenken und Essen: „Für eines meiner Brautpaare hatte ich zum Beispiel das Hochzeitskonzept „La Dolce Vita“ entwickelt. In der Mitte jedes Tisches befand sich eine schöne Weinkiste aus Holz. Diese habe ich zusammen mit meiner Floristin mit Blumen und Früchten dekoriert. Am nächsten Tag wurden die Kisten an die Gäste verschenkt. So hatten die Gäste nicht nur schöne Blumen für ihr Zu Hause, sondern auch noch leckeres Obst für die Heimreise.“

 

 

menükarte und eheringe liegen unter einem farnblatt auf dem tisch
Wählt lokale und saisonale Zutaten aus nachhaltiger Landwirtschaft oder von Bio-Betrieben aus.

 

10. Und nochmal Deko - vermeiden statt verwenden

 

Ganz klar: Plastik sollte auch bei "normalen" Hochzeiten eigentlich tabu sein, bei einer nachhaltigen Hochzeit ist es dagegen ein absolutes NoGo. 

Hier meine Tipps für ökologische Alternativen gegenüber traditionellen Deko-Details:

– Luftballons: Weglassen oder ersetzen durch Himmelslaternen (recyclebar und natürlich, aber auch nicht die perfekte Lösung. Übrigens: Ich fotografiere keine steigenden Luftballons! Weshalb, das erkläre ich hier: Was ich oft gefragt werde

– Konfetti aus Plastikplättchen: Ersetzen durch Wedding Charms (Holzstäbchen mit Bändern und Glöckchen) oder Papierkonfetti aus recyceltem Papier.

– Papierservietten: Ersetzen durch Stoffservietten, die gewaschen und wiederverwendet werden können.

– Schnittblumen als Deko: Ersetzen durch kleine Töpfchen mit Blumen, die die Gäste nach der Feier mit nach Hause nehmen können, so dass die Blumen dort weiter wachsen.

 

11. Süßes oder Saures

 

Es gibt inzwischen auch Hochzeitstorten, die gänzlich ohne tierische Produkte auskommen. Alle Veganer und Vegetarier bei eurer Hochzeit wird das freuen – allen anderen fällt es vermutlich nicht einmal auf. Fragt euren Konditor danach bitte um eine Kostprobe vor eurer Hochzeit. Ich durfte bereits eine vegane Hochzeitstorte kosten und kann versichern: Ja, das schmeckt! Und sogar sehr gut!

 

12. Hochzeitsdienstleister

 

Fotograf, Stylist, Caterer, Musiker, Redner, Florist: An einer Hochzeit sind in der Regel viele Menschen beteiligt, die allesamt zu eurer Location kommen müssen. Wählt deshalb lokale oder regionale Dienstleister, die keine lange Anfahrt auf sich nehmen müssen.

 

13. Outfit und Styling

 

Billigkleider aus Bangladesch oder China scheiden eh aus, ist klar, oder? Aber auch Label, die am anderen Ende der Welt produzieren, sollten bei einer grünen Hochzeit aus deinem Beuteschema fallen. Alternativen sind kleine, regionale oder nationale Label, die weitgehend hierzulande produzieren und im Idealfall auch noch Bio-Materialien verwenden. Viele Designer haben den Nachhaltigkeits-Trend erkannt und bieten Zweiteiler an, bei denen ihr zum Beispiel den Rock oder das Top später auch im Alltag verwenden könnt.

 

Noch nachhaltiger sind natürlich echte Vintage-Kleider, also Second-Hand-Kleider. Das Gleiche gilt auch für den Bräutigam. Ach ja: Die Schuhe müsst ihr auch nicht extra neu kaufen. Stattdessen tun es vielleicht auch die schönen Business-Schuhe oder einfach Sandalen und Sneaker.

 

Melanie Quint weist noch darauf hin, dass du beim Styling möglichst Naturkosmetik verwenden solltest – oder zumindest solches, das ohne Gentechnik und Tierversuche auskommt.

 

weiße hochzeitstischdeko auf weißem tischtuch
Verwendet minimalitische Tischdeko

 

14. Herr der Ringe

 

Noch ein Tipp von Melanie : Woran vielleicht kaum jemand denkt ist, wie Gold und Platin und Diamanten gewonnen werden. Gerade beim Goldabbau ist nämlich leider oft Kinderarbeit im Spiel, und auch von Blutdiamanten hast du bestimmt schon mal gehört. Also: Vielleicht einfach Omas vererbten Ehering umarbeiten lassen? Oder ansonsten darauf achten, dass das Edelmetall aus zertifiziertem Abbau kommt.

 

15. Gastgeschenke

 

Eine nachhaltige und zugleich coole Idee hatten Meri und Mladen, deren Hochzeit Planerin Melanie Quint unter dem Thema „Natürlich Liebe“ organisiert hat. Melanie erzählt: „Die Feier in Frankfurt sollte hip und urban sein – und eine kleine kulinarische Sensation. Deshalb feierten Meri und Mladen am Abend im Restaurant Balthasar. Da die Tische dort sehr schmal sind, schlug ich ihnen vor, die Menükarte auf ein Geschirrtuch drucken zu lassen, welches die Gäste gleich als Serviette benutzen konnten. Außerdem diente dieses Geschirrtuch dann gleich noch als Gastgeschenk.“ Eine tolle und mega kreative Idee, um den Gästen gleich noch eine dauerhafte Erinnerung an den Tag zu schenken, oder?

 

Wenn es nicht ganz so aufwendig sein soll, bieten sich natürlich essbare Geschenke an, die ihr in hübschen Gläsern verschenken könnt – nicht in Plastik, versteht sich. Im Trend liegen selbstgemachte Marmeladen oder Chutneys ebenso wie in der eigenen Küche gebraute Liköre. Limoncello lässt sich beispielsweise relativ einfach herstellen!

 

16. Noch mehr Geschenke

 

Bei den Geschenken gilt es, unbenötigte oder doppelte Geschenke zu vermeiden. Die meisten von euch sind ohnehin bereits bestens ausgestattet und wollen nicht noch mehr Zeug. Und falls euch doch noch der Thermomix oder ein Saugroboter fehlen, dann könnt ihr das ja ganz offen in eurer Einladung kommunizieren. Für alle anderen hier ein paar Alternativen:

 

Geld. Klar, geht immer. Ist unromantisch, aber so eine Hochzeit ist ja schließlich auch kein Pappenstiel. Denkt daran, in der Einladung darauf hinzuweisen, dass ihr nachhaltig feiern wollt und keine – wenn auch liebevoll kreativ umgesetzte – Scheinchen-Verpackungen haben wollt, sondern die Scheinchen am besten einfach im Umschlag oder als liebevoll gefaltete Deko an einem Trockenblumenstrauß.

Wenn ihr für die Umwelt etwas tun wollt, wünscht euch das Sponsoring für ein Stück Regenwald, einen neu gepflanzten Baum, eine Patenschaft oder was immer ihr auch unterstützen mögt, schlägt euch Melanie vor.

 

 

17. Die Hochzeitsreise

 

Ja, eine Hochzeitskreuzfahrt ist schön. Ja, die Malediven auch. Aber nein, ökologisch und nachhaltig ist das alles nicht. Und Kreuzfahrten schon gar nicht. Außer ihr segelt auf die Malediven, aber das schließe ich jetzt einfach mal aus. Wenn ihr das Fliegen vermeiden und auch nicht tausend Kilometer mit Bus, Bahn oder Auto durch Europa fahren wollt, führt euch eine nachhaltige Hochzeitsreise in eure Heimatregion. Je näher, desto besser. Am nachhaltigsten geht es wohl per Rad ab der Haustür. Also macht doch einfach den Weg zum Ziel und radwandert von euch zu Hause los.

 

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